Cramer Ampts Mahl

Das „ampts mahl der cramer“ wird von der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg – DER KLEINE KREIS seit 40 Jahren veranstaltet. Den Hintergrund dazu bildet jedoch eine vierhundertjährige Geschichte.

Die wieder eingeführte Tradition eines gemeinsamen Treffens der Kaufleute-Zunft ist schnell zu einem zentralen Bestandteil der Aktivitäten der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg geworden. Entstanden ist sie aus der Rückbesinnung auf die Wurzeln und die Geschichte der Oldenburger Wirtschaft.

Eine Kaufmannszunft ist in Oldenburg erst relativ spät entstanden. Die erste Erwähnung von Verhandlungen zwischen Rat und dem Oldenburger Grafen in der Sache findet sich erst 1575, die Anerkennung des Crameramtes im Jahr 1599. Das hat vermutlich mehrere Ursachen: Zum einen war die Konkurrenz der großen Landhandelsmächte Bremen, Osnabrück und Münster stark, und Rivalitäten bestimmten das Verhalten der Städte; zum anderen waren Oldenburg und das Umland im mittleren und späten Mittelalter Schauplatz zahlreicher blutiger Kleinkriege und Wirren, die den Handel streckenweise zum Erliegen brachten. Die Beteiligung des Grafen Christian an Kämpfen gegen Heinrich den Löwen, die zeitweise Belagerung Oldenburgs und die Stedinger Auseinandersetzungen taten ein Übriges. Erst ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ermöglichte die zunehmende politische Stabilität eine positive wirtschaftliche Entwicklung, unterbrochen jedoch noch immer von zahlreichen Rückschlägen auch äußerer Natur.

Von einer Herausbildung organisierter wirtschaftlicher Strukturen mit einem funktionierenden Zunftwesen konnte erst Mitte des 14. Jahrhunderts gesprochen werden. Die Aufnahme in den Kreis der Kaufleute erforderte eine Abgabe. Darüber hinaus musste der Aspirant „Kost geben“, was vermutlich bedeutete, dass er ein Festmahl für seine zukünftigen Zunftgenossen auszurichten hatte, einschließlich „ene tunnen vull gudes oldenburgher beeres“.

Diese Tradition findet nun ihre gelungene Wiederaufnahme im „cramer ampts mahl“ der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg, inklusive Urkunde, Zinnbecher und Festordnung. Eine „Regie“ legt dezidiert den Ablauf und die zu sprechenden Worte der Beteiligten fest, unterbrochen nur von zeremoniellen Hammerschlägen und dem Läuten der Glocke. Die ganze Veranstaltung folgt der Jahreshauptversammlung, der im „ampt“ so genannten „morgensprake“, und findet in rot-blauem Interieur, den Oldenburger Farben, statt. Jeder Tisch hat einen Tischmeister, der sich um das Wohl seiner Gäste kümmert und sie mit friesischem Bier aus großen Krügen versorgt. Der „werckmester“, üblicherweise der Vorsitzende des Kleinen Kreises, begrüßt die Aufzunehmenden und den Ehrengast förmlich. Bevor dieser jedoch seine Rede hält, wird ein „vorgericht“ aufgetragen, das ihm Gelegenheit geben soll, seine Ansprache zu bedenken. Nach dem Vortrag geht es mit einem zünftigen Essen weiter, meist einer „deftig sau, kredenzt mit allerlei wohlschmeckend beilage“. Und so klingt der Abend meist mit einer angeregten Diskussion an den Tischen aus.